Die Alternative dazu ist oft aufreibend und zerstörerisch. Wir haben oft zwei nachbarliche Hunde für Spaziergänge mitgenommen. Manchmal luden wir die beiden auch in den Kofferraum. Das ging gut. Allerdings: Der Kleine pfiff dann in jammervollem Ton unablässig Die Hundehalter zuhause stellen ihn dann lautstark ab. Ich war auch versucht, erkannte aber: Die Ruhe währt nur kurz. Dann kam mir die Einsicht: Ich will es hinnehmen. Das sagte ich dem Hund und er pfiff weiter. Die Veränderung war nicht im Hund, sondern in mir. Es regte mich nicht mehr auf. Es war zwar nach wie vor unangenehm, aber es gelang mir mit der Zeit, die Pfeiftöne auszublenden. Manchmal hörte er sogar auf damit. Wehe, ich hätte nur aus Kalkül geschwiegen, um ihn so zum Schweigen zu bringen.
Mit dieser kleinen Geschichte möchte ich ins Thema dieses Refreshers einführen. Worum geht es? Wir leben in einer Welt, wo alles machbar erscheint. Ja, nicht nur machbar, sondern wir sind als Akteure auch in der Pflicht alles richtig zu machen. Davon leben unzählige Therapeuten und auch die Schönheitschirurgie. War es früher eine Tugend,sich an das Unabänderliche anzupassen, gilt es heute - um jeden Preis - die Umstände und vor allem uns selber zu optimieren. Kinder werden früh an einer Norm gemessen und man setzt alles daran, sie zu “berichtigen”. Dieser Refresher soll ein Statement sein gegen die Machbarkeit. Kinder werden, wir müssen sie nicht machen. Aber: Wir müssen auch den Plan loslassen, es zu versuchen. Viele Eltern verzweifeln an diesem Punkt. Vielleicht geht es ja auch dir so: Du beisst dir die Zähne aus an gewissen Verhaltensweisen deiner Familienmitglieder. Ich lade dich ein, dein Ziel zu ändern. Nimm es hin, wie es ist und überlasse es deinem Kind, sich zu verändern. Begleite es darin wohlwollend. Anerkenne Fortschritte. Ich höre schon deinen Aufschrei: Muss ich einfach alles akzeptieren? Nein, aber du musst den Plan aufgeben, dein Kind gegen seinen Willen verändern zu wollen.
Die Vertrauenspädagogik heisst so, weil wir glauben, dass Kinder nicht durch äussere Anreize zum Besseren bewegt bzw. genötigt werden müssen, sondern dass in unseren Kindern der Wunsch lebt, es den Bezugspersonen recht zu machen. Dort, wo das nicht zu funktionieren scheint, sollten wir nicht an diesem Wunsch zweifeln, sondern darauf vertrauen, dass das Kind selbst daran interessiert ist, das Übel zu überwinden. Wir sollten also die Energie der Kinder nicht gegen uns haben, sondern mit uns. Freilich, im Einzelfall mag es schwierig sein, an diesem Vertrauen festzuhalten. Der entscheidende Punkt ist folgender: Wir sollten nie mehr anstreben als den guten Willen unserer Kinder. Denke an die Join-up Intervention. Sie ist nichts anderes als die Einladung zur Selbsterziehung - für Kinder UND deren Eltern.
Im Podcast werden wir dazu ein paar Beispiele dazu diskutieren.
Am Donnerstag 24. Oktober 2024 ist unser nächstet Webinar. Heinz Etter spricht zum Thema "Bindungsfrust"
Du kannst dich über unsere Homepage www.vertrauenspaedagogik.ch unter Aktuelles und Veranstaltungen anmelden.
Podcast mit Heinz und Stephanie
Hier der Podcast zum anhören